"cheating watches" dass Störsender eingesetzt werden dürfen
Nach Firmen wie Apple und Samsung bringen kleinere Firmen nun Smartwatches auf den Markt, die vor allem für Prüfungen "gut geeignet" sind. Lehrern sind sie ein Dorn im Auge.
Sie werden mit einer unmissverständlichen Botschaft beworben und tragen zudem recht aufschlussreiche Namen: die sogenannten "cheating watches". Uhren, die "speziell zum Schummeln in Prüfungen konzipiert" worden sind, wie es in der Produktbeschreibung eines großen Online-Versandhandels heißt. Die digitalen Schummel-Accessoires ermöglichen es, Texte, Bilder und Videos anzuzeigen - still und heimlich versteht sich.
Dennoch räumt Kraus ein, dass Lehrer verstärkt auch ein Auge auf die Handgelenke der Schüler haben sollten und die Möglichkeit der digitalen Mogelei nicht außer Acht lassen sollten. Bei Abiturprüfungen unterstützt er - neben der Abgabe von Handy und Tablet - die zusätzliche Kontrolle der Uhren. "Falls sie einen Internetzugang oder etwas ähnliches haben, müssen sie auch abgegeben werden", sagt Kraus.
Einigen Bundesländern geht diese eher oberflächliche Kontrolle allerdings nicht weit genug - sie prüfen den Einsatz von Störsender während Abschlussarbeiten. So soll das Spicken mit technischer Unterstützung deutlich stärker eingeschränkt werden.
Für Philologen-Chef Meidinger ist deshalb klar, dass die Schulen und Hochschulen auf- und umrüsten müssen: "Es braucht Prüfungen, die so gestaltet sind, dass es nicht auf richtig oder falsch ankommt, sondern auf mehr. Die zunehmende Verbreitung der Ankreuzprüfungen ist da der falsche Weg." Auch werde es langfristig nicht damit getan sein, alle Geräte einzusammeln. Bisher gibt es in Deutschland erst ein paar Dutzend Schulen, die Signal Störsender installiert haben. "Es werden mehr werden müssen, darum kommen wir nicht herum."
Im letzt jahr: Lehrer Liptak aus Florida hätte etwas Schulung nicht geschadet. Dann hätte er sicher erfahren, dass Mobiltelefon störsender in den USA, genau wie übrigens auch in Deutschland, generell verboten sind. So brachte ihm sein ungewöhnlicher Alleingang eine Abmahnung ein und kostete ihn fast den Job. In einem Fernsehinterview zeigte sich eine Mitarbeiterin der Schulverwaltung fassungslos: Die plötzliche Funkstille hätte schlimme Auswirkungen gehabt. Man denke nur an all die Eltern, die ihre Kinder in "wichtigen Familienangelegenheiten" nicht kontaktieren konnten.
Die junge Dame in der dritten Reihe chattet mit ihren Freundinnen. Die Tischnachbarin sucht im Smartphone nach neusten Schminktipps. Und die Jungs in der letzten Bank zucken nervös im Takt ihrer Ballerspiele. Unterrichtsstunden wie diese wollte sich der Chemie- und Biologielehrer Dean Liptak nicht länger antun. Der ehemalige Wrestler griff zu radikalen Mitteln: Er installierte an der Fivay High School bei Tampa in Florida auf eigene Faust einen Handy Störsender . Per Handstreich legte er die Handysignale nicht nur in der Schule, sondern im gesamten Stadtbezirk lahm.
„Natürlich müssen die Persönlichkeitsrechte der Schüler gewahrt bleiben, aber selbst der Datenschutzbeauftragte des Landes hat keine grundsätzlichen Bedenken gegen den Einsatz von Peilgeräten geäußert“, erklärte gestern der Chef des Philologenverbandes, Helmut Siegmon gegenüber shz.de. Zwar habe die Bundesnetzagentur in einem Schreiben an die Kultusministerkonferenz darauf hingewiesen, dass keine handy jammer eingesetzt werden dürfen, aber von einem Peilsender-Verbot war keine Rede.
Besonders Lehrer und Dozenten in Großbritannien kritisieren derzeit den zunehmenden Einsatz solch unerlaubter Hilfsmittel. Schüler und Studenten würden sich "auf unfaire Weise Vorteile verschaffen", heißt es in einem Artikel des britischen Senders BBC. Der stellvertretende Schulleiter Joe Sidders bezeichnet darin den rasanten Anstieg als einen "Albtraum". Er sieht im Handel solcher Uhren "nur die Spitze des Eisberges" und hält den Anbietern den Spiegel vor.
Es sei unverantwortlich diese Geräte an Schüler zu verkaufen, die unter einem enormen Druck stehen und befürchten müssen, erwischt und von Prüfungen ausgeschlossen zu werden. Dabei ist das "Potential" der Smartwatches längst bekannt. Bereits zum Verkaufsstart der Apple Watch im vergangenen Jahr, kam die Diskussion über mögliche Betrugsversuche an Schulen und Hochschulen auf. Einige Lehreinrichtungen in London reagierten daraufhin sogar mit einem generellen Uhren-Verbot in Prüfungsräumen.
http://hochestoersender.blogspot.com/2016/03/die-entscheidung-storsender-zu.html
http://hochestoersender.blogcu.com/die-entscheidung-storsender-zu-installieren-im-gef-ngnis/20490017